Dienstag, 8. Januar
Das Sturmtief Benjamin braust mit Böen bis Windstärke 11 über die Nordsee. Für das Nachmittag-Hochwasser wurde ein Wasserstand von 1,5 m über dem mittleren Hochwasser vorausgesagt. Das bedeutet für die Hallig Langeneß „Landunter“, denn das Halligland liegt nur 1 m über dem normalen Hochwasser.
Morgens herrscht extremer Nebel, es ist nasskalt, doch bis zum Mittag wird der Nebel vom Sturm fortgeblasen. Pünktlich zum Landunter kommt dann sogar noch die Sonne raus, perfekt!
Gegen 14 Uhr begann die Überflutung der Hallig. Nachfolgend die zeitliche Abfolge am Beispiel der Christianswarf (re.) und Tadenswarf:
Die Christianswarft, rechts neben dem Haus ist noch der Peter zu erkennen, er schießt auch Fotos von diesem tollen Landunter. Ganz rechts kommt die 20 km entfernte „Hamburger Hallig“ ins Bild, die Windräder stehen alle auf dem Festland:
Ratten sind auf der Hallig ein Problem. Sie unterwühlen die Warftböschung und bauen dort ihre Nester. Solche Beschädigungen des Warftkörpers können bei sehr schweren Sturmfluten zu einem Sicherheitsrisiko führen, das Meer findet dort Angriffspunkte und kann somit größere Schäden anrichten. Deshalb haben die Jäger der Hallig auch die Aufgabe bei Landunter die Ratten zu bejagen.
Die Nager leben auf den Salzwiesen oder im Warftkörper. Bei Landunter müssen sie hoch auf die Warft:
Mittwoch, 9. Januar
Vom Sonnenaufgang bis zum Untergang keine Wolke mehr am Himmel. Strahlend blau, zwar noch stürmisch aber ganz klare seidige Luft.
Bei diesem Kaiserwetter nix wie raus und ab ins Watt, Wo gestern noch 3 m Wasser stand heißt es nun „wandern auf dem Meeresgrund“:
Es bläst zwar noch ein ordentlicher Wind, aber im Windschatten lässt es sich wunderbar Wintersonne tanken, einfach abschalten und genießen:
Am Abend wandere ich ca. 1 Std zum Restaurant „Ankers Hörn“, heute gibt es dort mal kein 3-Gänge-Menü sondern ausschließlich Burger und Rippchen.
Unterwegs erlebe ich einen grandiosen Sonnenuntergang, ein paar Wolken in verschwenderischen Farbnuancen getupft von gelb über orange, feuerrot, blau bis lila. Hatte leider keine Kamera dabei, als ich losging gab es nur blauen Himmel, war noch nicht so fotogen. Auf halben Weg brach die Dunkelheit an, mit einem unendlichen Sternenhimmel, die Lichter der umliegenden Leuchttürme wiesen den Weg. Zunächst schnurgerade auf den Halligleuchtturm zu, links das Pellwormer und rechts das Föhrer Leuchtfeuer. Im letzten Abschnitt geht es dann schnurgerade auf den Amrumer Leuchtturm zu. Das Amrumer Licht ist so stark, dass die Verkehrsschilder der Hallig bei jedem Lichtstrahl kräftig aufleuchten. Kurz vorm Ziel schickt dann noch der Hörnumer Leuchtturm seinen Gruß von Sylt.
Das Restaurant war brechend voll, überwiegend Halligbewohner aber auch noch einige Urlauber. Die Urlauber wollten eigentlich alle am Dienstag wieder abreisen, ging nicht, war ja Landunter. Am Mittwoch fährt die Fähre im Winter nicht, also Urlaubsverlängerung um 2 Tage. Somit konnten sie Dienstag noch das einzigartige und diesmal besonders faszinierende Landunter erleben, und am Mittwoch das Kaiserwetter. Alle Urlaubsgäste (aus NRW, Bayern und der Schweiz) waren völlig fasziniert und sich ganz sicher, bald wieder hier zu sein. Es wurde ein wundervoller Abend mit sehr interessanten, anregenden und lustigen Gesprächen.
Donnerstag, 10. Januar
Endlich mal ausschlafen, nach der anstrengenden Nacht, so war es geplant. Aber gegen 8:30 Uhr schien plötzlich ein feuerrotes Licht ins Zimmer, ein Blick aus dem Fenster – spektakulär:
Gegen 9:30 Uhr dann ab nach draußen, unglaublich tolles Licht mit stetig wechselnden Lichtstimmungen bei absoluter Windstille, tatsächlich Windstärke 0.
Die nächsten Bilder sind alle innerhalb von nur 50 Minuten entstanden:
Freitag, 11. Januar
Heute ist das Wetter vollkommen unspektakulär, alles grau, leichter Wind…ist ja auch mal schön. Werde einfach mal meine Beine hochlegen… ach neee, muss ja noch das Treibsel vom Landunter entsorgen, ist auch wieder noch so’n Schiet mit angeschwemmt worden:
Was soll das sein? Schiffsutensil oder vielleicht ein Kiteboard? Egal, werde das Ungetüm erst mal in den gelben Sack verstauen und dann….
mach ich einfach Pause – moin, moin!
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Wunderbare, spektakuläre Bilder. Sturm, Sturmflut bei Euch, in der Mitte Regen und im Süden viel zuviel Schnee. Aufregende Tage. LG Jürgen
Kann man so sagen, aber Sturmflut ist auf der Hallig ganz normal, passiert auf Langeneß bis zu 20 mal im Jahr.
LG Helmut
Im Süden, bei dem vielen Schnee, möchte man jetzt auch nicht sein, so schön es auch aussehen mag.
LG Jürgen
Hallo lieber Helmut, deine Beiträge und Fotos verfolge ich immer mit grossem Interesse. Danke für diese fantastischen Aufnahmen!!! Obwohl für die Inselbewohner ist Landunter sicher nicht gerade toll, aber dafür können die Ratten eingefangen werden. Wir haben hier in der Schweiz teilweise Schnee-unter; doch ich liebe diese weisse Pracht.
Wünsche dir ein gesundes und glückliches 2019.
Liebe Grüsse
Esther
Danke dir Esther,
auch die Halligbewohner sehen ein Landunter recht positiv. Wenn es nicht gerade eine Jahrhundersturmflut wird wie zuletzt 1962, freuen sie sich auf Landunter im Winter. Ist ja auch ganz normal, kommt auf Langeneß bis zu 20 mal im Jahr vor. Man trifft sich zum klönen mit den Bewohnern der jeweiligen Warft, Schule und Arbeit fällt aus und die Straßen und Wege sind danach wie blankgeputzt. In der Regel dauert es ja auch nur 15 Stunden, danach sind die Straßen meist wieder passierbar. Und ein Landunter dient gerade in Zeiten ansteigender Meeresspiegel als zusätzliche Sicherung, denn das Land wächst mit jedem Landunter infolge der Sedimentablagerung kontinuierlich in die Höhe (bis zu 1 cm pro Jahr).
Nur im Sommer wünschen sie es sich nicht, denn dann sind die Tiere auf den Salzwiesen und die müssen alle auf die Warften getrieben werden. Ist schon sehr mühsam, denn einzelne Tiere büchsen manchmal aus, laufen teilweise sogar ins Watt. Ein Sommer-Landunter kommt aber sehr selten vor, vielleicht nur alle 5 bis 10 Jahre einmal.
Lieben Gruß, Helmut
Wundervolle Bilder. Sehnsuchtsbilder …
Herrliche Bilder! Tolle Beschreibung… Sehnsuchtsort.
Überwältigend schöne Bilder und ergreifende Vorstellungen von den Ereignissen.
Danke dir,
ja das ist schon ein einzigartiges Ereignis, weltweit einzigartig.
Wieder einmal fantastische Bilder 👍
Beeindruckend und beklemmend zugleich.
Danke für die tollen Bilder.👍💞
Für die Halligbewohner ist ein Landunter überhaupt nicht beklemmend, eigentlich ganz normal, wenns nicht eine extrem schwere Sturmflut wird. Die letzte bedrohliche Sturmflut war vor 27 Jahren, seitdem gab es auf Langenß mindestens 500 bis 600 Landunter.
Vielen Dank und schönen Gruß, Helmut
Ja ich weiß, ich wohne quasi „gegenüber „😊, bin aber zugereist. Und als alte Frankfurterin gewöhnt man sich nicht daran.😂
Bin auch zugreist, aus Berlin. Wo wohnst du denn nun, auf Föhr?
Nein suf dem Festland. Zwischen Husum und Bredstedt
Faszinierende Fotos die du uns von deinem Zuhaus gepostet hast. Was für dich mit zum Leben gehört, für mich eine unglaubliches Bild.
Danke dir Werner.
Schön diesen Ablauf mit Dir zu verfolgen.
Seh ich das richtig, Landunter hat nur einen Tag gedauert?
Liebe Grüße und genieße den Hallig Aufenthalt.
Agnes
Freut mich Agnes,
ein Landunter dauert in den allermeisten Fällen nur einen Tag, genauer meistens etwa 15 Stunden (ca. 3 Stunden nach dem nächsten Hochwasser), danach ist alles wieder frei.
Lieben Gruß, Helmut
Phantastisch! Vielen Dank für die tolle Fotodokumentation!
Vielen Dank für dein Lob!
Traumhafte Bilder! da bekommt man ganz viel Sehnsucht!!!
Wunderschöne Fotos! LG Andrea
wow, eine besondere Art zu leben. Kaum vorstellbar von hier aus betrachtet…
Lieber Helmut,
wieder einmal bin ich vollkommen fasziniert von den großartigen Stimmungen der Natur und deinen Aufnahmen davon. Spektakulär! Vielen Dank für dieses schöne Geschenk 🙂
Liebe Grüße
Marion
Herzlichen Dank!
Helmut, immer wieder beeindruckend so ein landunter. Vielen Dank für die schönen Bilder, die Fernweh erzeugen.
LG Bernhard